KOCHER-JAGST Radweg (KoJa)
- Ela
- 24. Aug. 2023
- 13 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Sept. 2024
Rundtour - 320 km - August 2023
Gleich vorweg - falls ihr im Sommer fahrt - diese Tour ist auf jeden Fall was für die Sonnenanbeter unter Euch!
Gefühlt ist man zu 80% der gesamten Strecke in der Sonne unterwegs. Wälder gibt es natürlich auch, aber man fährt weitaus öfter durch Wiesen und Felder. Also packt am besten genug Sonnencreme ein, und wenn ihr mögt, auch die Badesachen. Es gibt ein paar richtig gute Gelegenheiten, zwischendurch auch mal abzutauchen.
Ausgeschildert ist die wunderschöne, abwechslungsreiche Strecke in beide Richtungen, aber die offizielle Route führt Euch im Jagst Tal rauf und am Kocher wieder runter. Wenn ihr so im Uhrzeigersinn fahrt, habt ihr das angenehmere Streckenprofil, nur mäßige Anstiege und nur zwei wirklich nennenswerte Steigungen.
Die Landschaft ist enorm vielfältig, es ist wirklich für jeden etwas dabei - Wiesen, Burgen, Weinberge, malerische Gassen, Fachwerkromantik, und immer wieder beeindruckende Aussichten. Ihr werdet viele Reiher, Greifvögel und Schwäne sehen. Und Brücken - ich wusste gar nicht, daß wir in Deutschland noch so viele dieser schönen überdachten Holzbrücken haben.
Zahlreiche Plätze laden zu Pausen & Picknick ein.
Da es ein Rundkurs ist, könnt ihr praktisch überall starten. Die Anbindung an die Bahn ist an der ganzen Strecke gut.
In fast jedem Ort unterwegs gibt es auch Parkmöglichkeiten für euer Auto. Schaut nach Bahnhöfen, Sportplätzen, Vereinsheimen/Festhallen, Friedhof, Wanderparkplätzen, oder Industriegebieten.
Ich bin in Neuenstadt am Kocher gestartet. Dort gibt es an der Lindenstrasse ein großes Parkhaus direkt am Weg. Es ist kostenlos (!) und hat Supermärkte & Gastronomie nebenan. Wunderbar für letzte Proviant Einkäufe oder eine Stärkung vor dem Start.
Mein Auto stand also während der ganzen Tour sauber und trocken, der Fahrradträger lag gut aufbewahrt im Kofferraum.
Stichwort Proviant - nehmt Euch genug Getränke und Snacks mit auf den Weg.
Es gibt unterwegs direkt an der Strecke erschreckend wenig Gastronomie.
Ihr müsst den KoJa verlassen, um in den kleinen Orten unterwegs z.b. einen Supermarkt anzusteuern. Die meisten Bäcker, Metzgereien, Cafés usw. waren verlassen oder geschlossen, Restaurants öffnen oft erst am Abend.
Tag 1 - Neuenstadt bis Westernhausen - 63 km
Beim Start war der Himmel noch kurz bewölkt, aber dann kam die Sonne raus, der Himmel war blau und die Temperatur ging rauf auf über 30 Grad. Und so blieb das während der ganzen folgenden Tage. Es war also eine Tour de Schwitz... aber was einen nicht umbringt... ihr kennt das.
Richtung Bad Friedrichshall/Neckar seid Ihr erst mal auf der früheren Strecke der Kochertalbahn unterwegs. Bahntrassenradeln mag ich ja sehr.
Der Neckar ist schnell erreicht, dann macht der Weg einen Schlenker rüber vom Kochertal ins Jagsttal.
Der Bahnhof in Bad FH wäre übrigens auch ein perfekter Startpunkt, man hat dort viele kostenlose Parkplätze und Autobahnanschluss. Der KoJa verläuft direkt am Parkplatz entlang.
Die Landschaft im Jagst Tal ist geprägt von Landwirtschaft und Weinbau. Die kleinen Fachwerkstädtchen sind schön zum fotografieren. Besonders am Markt in Neudenau sieht es ganz entzückend aus.
Die Atmosphäre dort wirkte etwas wie "High Noon". Lag es an der Mittagszeit oder der Hitze, daß die Strassen wie leergefegt waren? Beim Bäcker brannte zwar Licht, aber es sah nicht so einladend aus. Da musste also die schöne Kulisse fürs Foto genügen. Aber die ist wirklich sehenswert.
Hinter Neudenau kommt man an der Wallfahrtskapelle St. Gangolf vorbei. Sie wurde erstmals 1276 erwähnt, der wuchtige Turm stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Sowas finde ich immer sehr beeindruckend. Achtet dort mal auf die Eingangstür. Die vielen Hufeisen erinnern an die alte Tradition der Pferdewallfahrten, die auch heute noch an jedem 2. Sonntag im Mai dort stattfindet.
Die Mittagshitze war schon ziemlich heftig, der Durst groß, aber es gab an der Strecke erstmal lange nichts. Rettung kam dann unerwartet. Auf einer Anhöhe zwischen Neudenau und dem nächsten Ort Siglingen führt der Weg direkt an einem richtig schönen Freibad vorbei. Alles sah sehr gepflegt aus. Vor dem Eingang steht eine moderne Ladestation und eine Fahrrad Reparaturstation.
Wenn man nur zum Schwimmbad Kiosk in den Biergarten möchte, muss man keinen Eintritt zahlen. Wer denkt jetzt auch sofort an ein kaltes Hefeweizen und eine Portion Schwimmbad Pommes? Genau, ich auch.
Toiletten gibts natürlich auch, und wenn ihr dann sogar noch die Badesachen eingepackt habt, weil ihr vor Eurer Tour diesen Beitrag gelesen habt, wird das dort eine geniale Pause :-)
Es geht weiter durchs Jagsttal, und immer wieder radelt ihr entlang von Weinbergen und großen Gemüsefeldern. Kohl, Salat, hier gibt es ganz viel davon. Einmal roch es plötzlich irgendwie nach Kartoffelsuppe. Das war mal was neues. Der Radweg läuft an einem großen Sellerie Feld entlang. Schade, daß dieses Highlight nur für eine kurze Zeit erhalten bleibt ;-)
In Möckmühl wird man irgendwie ganz automatisch vom italienischen Eiscafé angezogen. Der junge Mann vom Service war dort ausgesprochen nett. Muss ja mal gesagt werden.

Das nächste Highlight erreicht ihr in Jagsthausen. Dort solltet ihr in den Ort reinfahren und euch die Götzenburg ansehen. Die Story vom berühmten Götz von Berlichingen ist sicher jedem bekannt. (Der Weg führt im Anschluss auch noch durch den Ort Berlichingen)
Vom Biergarten aus hat man einen guten Blick auf die Burg. Die Gastro dort wirkt etwas improvisiert, aber es gibt zumindest kalte Getränke.
Von Jagsthausen ist es dann nicht mehr weit zum Kloster Schöntal. Bis dorthin war ich oft allein auf weiter Flur, aber dort tauchten dann auch plötzlich mal andere Radler auf. An der Brücke beim Kloster wird in der Jagst gebadet, im Biergarten am alten Bahnhof ist richtig viel Betrieb, und die Klosteranlage selbst ist wirklich sehenswert.
Dann hatte kurz danach ich mein Tagesziel erreicht. Der Gasthof "Zum Ochsen" in Westernhausen liegt direkt an der Strecke.
Falls ihr dort ebenfalls übernachten wollt, achtet darauf, daß ihr Zimmer im Neubau bekommt. Ich war unter dem Dach im alten Gasthaus von 1928 untergebracht und war nicht so begeistert. Die Gastgeber sind aber sehr nett. Es gibt eine große Garage mit Steckdosen für die Fahrräder und ein Restaurant mit gutbürgerlicher Küche. (Kartenzahlung ist erst ab
€ 20.- möglich) . Das Frühstück am Morgen kostet € 7.- und ist für diesen Preis völlig ok.

Tag 2 - Westernhausen bis Crailsheim - 73 km
Nach einer heißen Nacht im Dachzimmer und einem schnellen Frühstücksbrötchen bin ich morgens wieder aufgebrochen.
Die Morgenluft war für eine Stunde noch schön frisch, danach wurde es wieder brütend heiß.
Man ist auch wieder eine Weile neben der ehemaligen Bahntrasse der Jagsttal Bahn unterwegs. Die alten Gleise sind stellenweise noch zu sehen, und es gibt sogar noch alte Brücken.
Und so radelt man dahin... Meist in der Sonne. Der KoJa schlängelt sich im Tal oder an den seitlichen Hängen entlang, streift kleine Orte und schenkt nach kleinen kurzen Anstiegen auch immer wieder tolle Aussichten. Auf besondere Sehenswürdigkeiten wird entlang der Strecke überall gut sichtbar hingewiesen.
Irgendwann war ich mit dem letzten Tropfen Wasser in der Flasche auf einer kleinen leeren Landstrasse und bekam langsam wirklich etwas Sorge, daß mir in der Hitze das Wasser ausgeht. An einer schattigen Stelle kam der Notfall-Protein Riegel und etwas Studentenfutter zum Einsatz. Eine Umleitung führte schließlich nach Elpershofen. Dort stand dann zum Glück an einem Haus ein Schild am Strassenrand, daß dort irgendwo ein Getränke Kühlschrank wäre.
Das Gelände lag etwas wild voller Holz und Gerätschaften, und beinahe hätte ich den grünen Kühlschrank im Grünen übersehen. Endlich gab es wieder etwas kaltes zu trinken. Tusch und Einsatz für den Flaschenöffner am ordnungsgemäß mitgeführten Schweizer Taschenmesser.
Auf der kleinen Wiese hinter dem rettenden Kühlschrank saßen auch schon die beiden Radler im Schatten, die ich an diesem Tag schon einige Male gesehen hatte.
Bei einigen Flaschen Wasser und Schorle kamen wir kurz ins Gespräch und stellten fest, daß Hundedame Frieda und ihre beiden Chauffeure Doris und ihr Mann ebenfalls auf dem Weg nach Crailsheim waren.
Nach dieser Stärkung ging es weiter.
Die Strasse zur Burg Leofels zieht sich lange in Serpentinen den Berg rauf, und ich brauchte für das ganze Stück den Turbo. So kam, was kommen musste - oben angekommen hatte mir dieses Stückchen Strecke richtig viel Akku weggefressen.
Das war etwas ungünstig, um es mal so zu sagen...
Die fitteren unter Euch fahren da sicher mit weniger Mühe hoch, aber ich hatte ab da echt Not, ob ich es noch bis zur nächsten Lademöglichkeit in Kirchberg schaffen würde.

Zwischen mir und Kirchberg lagen ganz offensichtlich noch einige Kilometer Achterbahn-Hügel. Also ging es sehr sparsam weiter, und mit 2 km Restreichweite kam ich dann schließlich in Kirchberg an.
Das schnuckelige Städtchen solltet ihr euch auf jeden Fall ansehen. Es thront eindrucksvoll auf einem Berg, mit schöner Aussicht ins Tal. Es gibt unter anderem ein beeindruckendes Schloss und einen sehr gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern.
Kleine Gassen und viel Fachwerk, alles sehr fotogen.
Der Place to be in Kirchberg ist die"Alte Post". Das Cafe in der Post wird von jungen Leuten betrieben, die leckere Kleinigkeiten, hervorragenden Kaffee, Kuchen usw. anbieten. Handmade...ich mag sowas. Leider ist die Post gerade wegen Sommerpause nicht geöffnet.
Nebenan ist aber noch das Cafe am Markt. Dort durfte ich meinen Akku zum laden an die Steckdose hängen und auch mich selbst mit einem kalten Hefeweizen und Kuchen wieder ein wenig aufladen.
Kurz nach mir kamen dann auch Frieda und ihr Team dort an, und so saßen wir dann gemeinsam eine gute Stunde bei Eiskaffee und Kuchen, während wir auf unsere Akkus gewartet haben.
Von Kirchberg zum Tagesziel in Crailsheim sind es dann nur noch ca. 15 km. Diese Strecke führt auch durch schattige Waldpassagen, wo man tatsächlich mal keinen Asphalt unter den Rädern hat. Man überquert die Jagst auf einer schönen überdachten Holzbrücke, es geht vorbei an einer großen Mühle, hinauf zur Autobahnbrücke der A 6 und ab dort eigentlich nur noch entspannt weiter und runter nach Crailsheim.
Mein Hotel dort war das City Hotel am McKee Platz. Es liegt am Stadtrand, ist aber vom KoJa in wenigen Minuten ganz einfach zu erreichen. Ein ziemlich neues Haus, mit schönen modernen und unerwartet großen Zimmern, einem Top Bad mit großer Dusche und einem sehr komfortablen Bett. Die Dame am Empfang war sehr freundlich, und der Fahrradraum befindet sich ganz bequem gleich neben dem Eingang (mit Steckdosen).
Wer Hunger hat, findet in der Nachbarschaft zwei bekannte Fast Food Läden, einen neuen Lidl Markt und einen Getränkemarkt. Alles andere findet sich in der nahen Innenstadt.
Ganz besonders erwähnenswert ist das umfangreiche und schön angerichtete Frühstücksbuffet am Morgen. Der Preis für die Nacht war auch ok, ich würde jederzeit
wieder dort bleiben.
Tag 3 - Crailsheim bis Aalen - ca. 63 km
Beim Frühstück traf ich Friedas Menschen wieder. Sie waren auch ganz zufrieden mit dem Hotel, hatten ihren letzten Reisetag, ebenfalls Richtung Aalen. Wir haben uns noch gegenseitig eine gute Fahrt gewünscht, dann bin ich los in die Innenstadt. Man muss ja mal schauen, wo man ist ;-)
Nach einem kurzen Bummel durch die Stadt und einem kleinen Einkauf bin ich auf den KoJa zurückgerollt - und wer kam dort gerade angefahren? Genau. Frieda und ihre Menschen.
Danach haben wir uns aber dann leider aus den Augen verloren.
Die ersten Kilometer Richtung Ellwangen verläuft die Strecke auf dem Radweg neben der Strasse und einer Eisenbahnlinie. Gerade als es begann, ein klein wenig langweilig zu werden, bog der Weg in die Felder ab, dann ging es hinauf in einen Wald und ab da war es bis Ellwangen einfach nur noch traumhaft schön. Es geht munter auf und ab, man hat immer wieder schöne Aussichten, ohne sich dabei zu überanstrengen. Ich mag das - ein kurzer Anstieg, dann wieder eine Huiii... Abfahrt, wieder rauf, wieder eine Abfahrt. Könnte ich den ganzen Tag machen.
Die großen Türme der Basilika in Ellwangen sieht man schon von weitem. Dieses Städtchen mit der barocken Altstadt ist so hübsch - mit pastellfarbenen Häusern, Fachwerk, eindrucksvoller Architektur und hübschen kleinen Läden. Irgendwie landet man automatisch in der kleinen Fußgängerzone, und dort entweder im italienischen Restaurant oder gegenüber im Eiscafé. Beides ist keine schlechte Wahl.
Danach erreicht man nach kurzer Fahrt den Bucher Stausee. Die Jagst wird dort zu einem großen See aufgestaut. Da habe ich mich zum zweiten Mal geärgert, daß ich keine Badesachen dabei hatte. Der See ist wirklich fein. Segelboote schaukeln im Wasser, es gibt einen großen Glasbau mit Gastronomie und Terrasse am Wasser, und etwas weiter am Ufer entlang dann auch offizielle Badebereiche mit Liegewiesen. 34 Grad, und ich konnte nur neidisch zusehen, wieviel Spaß man dort im Wasser haben könnte.
Man fährt am Ufer entlang und kann auf einer der vielen einladenden Bänke nochmal eine Pause machen, bevor es dann zum Endspurt nach Aalen weitergeht. Kurz nachdem man den See hinter sich gelassen hat, kann man in der Ferne schon Schloss Kapfenburg hoch oben auf einem Plateau thronen sehen. Der offizielle Weg führt dort hinauf, dann weiter übers Plateau und schließlich in einer langen, kurvigen Abfahrt hinunter nach Unterkochen und Aalen.
Der Anstieg zum Schloss Kapfenburg ist ganz offiziell "steil". Nach dem ersten Anstieg bei Leofels ist dies die einzige wirkliche Herausforderung der Strecke. Ich bin diesen Weg gefahren. Würde es aber nicht nochmal tun.
Fakt ist, zum Schloss hinauf hat man irgendwie nur die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Es führt eine Strasse hinauf, die Kapfenburger Strasse.
Auf dieser Strasse könnte man komplett hinauffahren, aber hängt halt im PKW und LKW Verkehr.
Der KoJa zweigt nach einer Weile nach links von dieser Strasse ab und führt wie eine Abkürzung als schmaler, schlecht asphaltierter Weg sehr steil den Berg hinauf.
Wenn man sich dann mühsam diesen Weg hochgekämpft hat und sich schon fast am Ziel wähnt, weil man die Schlossmauer bereits sehen kann, macht der steile Weg eine Kurve, geht über in Kopfsteinpflaster - und wird tatsächlich noch steiler.
Die letzten hundert Meter hat es 22 % Steigung. Das muss man wollen und können.
Mit Mensch, Rad und Gepäck. Ich konnte nicht. Selbst mit der Schiebehilfe ging es kaum noch weiter.
Respekt und Hut ab für alle, die da schon raufgefahren sind und es überlebt haben :-))
Ich würde es nicht nochmal machen. Erst recht nicht bei über 30 Grad Sommerhitze.
Das Schloss Kapfenburg war zwar wirklich schön, war aber auch völlig menschenleer.
Es gibt laut Hinweistafel ein Cafe dort, das war aber geschlossen.
Die Route führt dann auf der Hochebene mit einigem Auf und ab weiter durch Felder und kleine Dörfer, bis es schließlich auf einer schmalen Strasse einige Kilometer wieder steil runter ins Tal nach Unterkochen geht.
Diese Abfahrt ist sicher ein Highlight für die Tempo Junkies unter Euch, aber ich hatte vom vielen Bremsen ganz krampfige Finger und war froh, als ich endlich wieder unten im Tal war.
Die Strecke von Crailsheim nach Aalen war für mich die schönste der ganzen Tour, weil sie so abwechslungsreich ist. Der mühsame Weg rauf zum Schloss Kapfenburg hat sich für mich aber nicht gelohnt. Ich würde diesen Abschnitt auslassen und stattdessen bei Westhausen dem Abzweig "Aalen 11 km" nach rechts über Baiershofen folgen.
(Das müsste die Q13 Querverbindung sein)
Am Ende dieser heißen Etappe führte meine Route in Aalen direkt zum B & B Hotel und dort in ein klimatisiertes, kühles Zimmer. Heaven is a Place on Earth... Das Zimmer sah aus wie neu und war größer als man es sonst von der B & B Kette gewohnt ist. Das Bett war himmlisch, das Bad mit großer Dusche auch, und die Pizza vom Lieferdienst unerwartet großartig. (Pizza Bakery Aalen)

Was will man nach so einem Tag mehr. Meine VICTORIA stand am Abend zusammen mit vielen anderen Bikes brav in der Tiefgarage. Alle aufgereiht wie die Pferde vor dem Saloon... Strom gab es dort leider nicht, Fahrradständer haben sie auch nicht genug, aber das ist ja nicht so ein großes Problem.
Im Zimmer gibt es genug Steckdosen.
Tag 4 - Aalen nach Schwäbisch Hall - 62 km
Am nächsten Morgen... VICTORIA stand einsam und von allen verlassen in der Tiefgarage.
Wir zwei sind immer die letzten, die morgens aufbrechen :-)) Warum fahren die anderen eigentlich immer so früh?
Man hat doch Urlaub und ist nicht auf der Flucht.
Ich habe auf das Hotelfrühstück verzichtet und bin lieber zu ROSEMARIE gegangen.
Das Cafe liegt direkt gegenüber vom Hotel, die Rezensionen der Gäste und die Fotos der Speisekarte waren vielversprechend. Dort gab es ein üppiges Frühstück mit frischem Obst, Smoothie, gutem Kaffee und auch noch was Belegtes für unterwegs. Dann war ich startklar für einen weiteren heißen Tag.
Kann man sich trotz Navi verfahren? Ja, ich kann das:-)) Hatte die falsche Route runtergeladen. Nach einem ungewollten Abstecher zum Aalener Waldfriedhof war ich aber dann nach etwas suchen wieder auf dem richtigen Weg Richtung Schwäbisch Hall.
Der Weg schlängelt sich tiefenentspannt durch das idyllische Kochertal. Links und rechts taucht immer mal wieder eine Burg auf. Ansonsten hört man die Greifvögel kreischen, Grillen zirpen, und hin und wieder das Wasser gurgeln. Immer wieder überquert man eine dieser schönen überdachten Brücken. Daraus könnte man auch eine Challenge machen. Fotografiert doch mal alle überdachten Holzbrücken.
Es gibt wenig Wald, meist radelt man neben der Strasse oder durch offene Wiesen und Felder. Auch hier sollte man an heißen Tagen genug zu trinken dabei haben. Die erste Tränke direkt an der Strecke erreicht man erst in Untergröningen bei der Lamm Brauerei.
Ihr könnt euch einen kleinen Hügel sparen, wenn ihr von dort statt nach links bergauf einfach mit einem kurzen rechts-links Schwenk Richtung Bahnhof fahrt. So kommt ihr ganz ohne die Steigung im Ort wieder auf den KoJa.
Aktuell (08/23) ist die B19 bei Laufen wegen Bauarbeiten für den Strassenverkehr gesperrt. Radler können aber durch die Baustelle fahren, ist auch ausgeschildert.
Kurz vor Gaildorf überquert ihr ganz nebenbei den 49. Breitengrad. Netterweise hat die Gemeinde ein großes Schild aufgestellt und eine Markierung auf der Strasse angebracht, damit ihr dieses Ereignis auch wirklich bewusst erleben könnt ;-)
Für mich gab es wieder einen Eisbecher zur Belohnung und Abkühlung. Das Eiscafé gleich neben der Kirche kann man auch nicht verfehlen. Die Stärkung ist gut, denn der letzte Abschnitt nach Schwäbisch Hall führt über kleine Wirtschaftswege wie auf einer Achterbahn Richtung Stadt.
Nichts wirklich schlimmes, und die Aussichten von oben sind ganz wunderbar.

Dann erreicht man Schwäbisch Hall. Wie wunderschön ist das denn bitte? Man ist sofort begeistert und fasziniert von den schönen Häusern, den vielen Brücken, den kleinen Gassen und dem mittelalterlichen Flair in dieser Stadt. Dafür sollte man sich wirklich Zeit nehmen, es gibt so viel zu sehen.
Vielleicht habt ihr Zeit für einen Pausentag und geniesst die vielen Eindrücke dort.
Ich habe oberhalb der Stadt in Weckrieden in "Rebers Pflug"übernachtet. Man muss aber nicht unbedingt raus aus der Stadt, es gibt in Schwäbisch Hall eine große Auswahl an Hotels.
Tag 5 - Schwäbisch Hall nach Neuenstadt - ca. 68 km
Nach einem wunderbaren Frühstück ging's zurück zum KoJa. Die Sonne war schon wieder am strahlend blauen Himmel, und am Mittag standen wieder 34 Grad auf dem Thermometer. Letzter Radeltag.
Kurz hinter Schwäbisch Hall seht ihr bei Geislingen schon von weitem die riesige Kochertalbrücke. Diese Brücke der A6 ist mit 185 m Höhe die höchste in Deutschland.
Die Fahrzeuge oben auf der Brücke sehen winzig aus und wenn ihr drunter durchradelt,
fühlt ihr euch wahrscheinlich auch ganz winzig. Mich begeistern solche Bauwerke immer sehr.
Braunsbach ist wieder so eine kleine Perle am Kocher, dann kommt Künzelsau. Dort ist es schon am Ortseingang bei der Überquerung der Hängebrücke so einladend. Wo muss man hin? Wie immer in jedem größeren Ort zuerst Richtung Kirchturm und Markt. Dort gibt es fast immer ein italienisches Eiscafé oder eine andere Gastronomie, wo sich die Herde wieder versammelt :-)
Ihr könnt ewig allein durch die Landschaft radeln, aber nächsten Marktplatz trifft man die anderen immer wieder.
Die Pausen sind auch wichtig, besonders wenn es heiß ist. Man radelt im Kochertal immer wieder lange Passagen durch freies Land.
In Künzelsau findet ihr mit dem Kocherfreibad auch ein richtiges Flussbad.
Tolle Badegelegenheit Nummer 3 dieser Tour.
Hinter Künzelsau sieht man dann wieder die ersten Weinberge. Für mich nahte langsam das Ende meiner Tour.
Bei Forchtenberg wurde es dann schattiger, es geht eine ganze Weile an einem Nebenkanal des Kocher entlang, und schließlich ist man wieder auf der ehemaligen Bahntrasse der Kochertalbahn unterwegs.
Man überquert alte Eisenbahnbrücken und kann zum Beispiel im ehemaligen Bahnhof Möglingen eine Kaffeepause machen. Dort haben kreative Menschen ein kleines Lokal eingerichtet. Prima als kleiner Radlerstop geeignet.
Viel zu schnell war ich dann schließlich wieder am Ausgangspunkt meiner Tour, in Neustadt am Parkdeck.
Das war eine richtig abwechslungsreiche Tour, mit vielen unvergleichlichen Eindrücken und Erlebnissen. Man vergisst unterwegs ein wenig die Zeit, und fühlt sich wie in einer anderen Welt, in der von Hektik und Alltag nichts mehr zu spüren ist. Ich kann Euch diese Tour wirklich sehr empfehlen.
Wenn ihr mehr besichtigen wollt, solltet ihr mindestes einen Tag mehr einplanen. An heißen Sommertagen auch kürzere Etappen.
Vielleicht habt ihr nun Lust, Euch auch auf den Weg zu machen.
Ich komme bestimmt im Herbst nochmal zurück und werde die ein oder andere Querverbindung testen.
(Falls ihr nicht viel Zeit habt, könnt ihr die Route auch mit einer der insgesamt 13 ausgeschilderten Querverbindungen abkürzen. Infos dazu über den Link unten)
Ihr findet den gesamten KoJa auf Komoot . Der Kocher-Jagst Radweg hat auch eine gute online Präsenz mit ausführlichen Infos, Etappenbeschreibungen, Übernachtungstips und den GPX Daten zum runterladen.
Einfach toll beschrieben diese Radtour. Habe sie mir schon einmal auf Youtube angesehen von "Klaus fährt Rad", der seine Etappen als Video festhält. Da sieht man den Tourverlauf im Bild.
Hier ist die Information jedoch super ausführlich. Ganz toll auch die Info über Stellplätze für das Auto. Diese Variante bevorzuge ich auch. Ich gehe fest davon aus, dass ich die Tour im Frühjahr 2024 fahren werde unter Einbeziehung vieler Infos hier aus dem Bericht. Danke!
Klasse Tour kenn ich sind wir zur viert 2018 gefahren. Ein Jahr später sind wir den Neckar von der Quelle bis zur Mündung gefahren. Wünsche dir weiter viel Spaß beim fahren und unfallfreie bleiben.
Sehr schöne Beschreibung der Tour. Macht Lust zum Nachfahren. Danke ☺️