RHEIN - zwischen Konstanz und Schaffhausen
- Ela
- 11. Mai 2023
- 8 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Sept. 2024
2 Tage Radel Glück am Rhein und Rheinsee - Rundtour - ca. 130 km
Nach einem ziemlich verregneten April habe ich für den 2-tägigen Weekend-Quickie zum Bodensee Anfang Mai 2023 wirklich die schönsten Sonnentage erwischt. Man darf ja auch mal Glück haben.
TAG 1
Los ging meine Tour an einem Freitagmorgen. Mit knielanger Radhose, aber noch mit Pullover, stand ich mit meiner VICTORIA morgens um halb neun in Friedrichshafen am Hafen unter einem erstmal unheilvoll dunklen Wolkenhimmel. Über mir blau, hinter mir schwarz...
Nach einer flotten 45 Minuten Überfahrt mit dem Katamaran von Friedrichshafen nach Konstanz hatte sich Morgensonne aber dann doch durchgesetzt. Also gab es in Konstanz erstmal einen Kaffee in der Sonne.
Ich finde ja vieles nur zufällig, und kann Euch nun also das Voglhaus empfehlen.
Dann ging es endlich los, auf Fahrradstrassen raus aus der Stadt zum Grenzübergang Tägerwilen. Die dann folgende Strecke war landschaftlich wirklich umwerfend. Mir sind vor allem die vielen schönen Häuser aufgefallen. Für Archilover wie mich das reinste Vergnügen, die vielen verschiedenen Baustile zu bewundern. Auf vielen Grundstücken weht die Schweizer Fahne, und in unregelmäßigem Abstand kommt man an kleinen Bunkern und Wehranlagen vorbei. Die Schweizer sind auf alles vorbereitet...
In Steckborn am Schiffsanleger (Schiffländi) kann man dann wunderbar Pause machen.
Ein tolles Foto Motiv dort ist der Turmhof.
Die Strecke bleibt schön, der Radweg ist bestens, es ist das reinste Vergnügen.
In Stein am Rhein zeigte die Beschilderung nach Schaffhausen an einer Abzweigung dann plötzlich in zwei verschiedene Richtungen, was erstmal verwirrend war. Offensichtlich nicht nur für mich.
So habe ich Reinhard getroffen. Bio Biker, graue Haare, aus der Generation Mensch,
die noch eine Landkarte nutzt. Das mag ich.
Wir standen ratlos an der Kreuzung, dann half ein Blick auf meine Komoot Navigation,
um zu klären, wo es weitergeht. Stein steht erst morgen auf dem Rückweg zur Besichtigung auf meinem Plan. Also geht es für mich einfach auf der aktuellen Rheinseite weiter.
Hinter Rheinklingen läuft der Bodenseeradweg dann parallel zur Strasse und man kommt zum Gasthaus Schupfen . Da muss man unbedingt anhalten.
Es zieht einen magisch an. Die Treppe hinunter gelangt man ans Rheinufer. Das Wasser leuchtet dunkelgrün, und die alten Bäume am Ufer machen die ganze Szenerie unglaublich romantisch. Es war also nur passend, daß dort gerade weiße Gartenstühle und ein Hochzeitsbogen aufgestellt wurden ;-)
Definitiv ein sehr schöner Ort zum heiraten.
Die schöne Gartenterrasse sah so einladend aus, da musste ich eine Weile bleiben.
Während ich auf meinen Kaffee wartete, war auch Reinhard angekommen. So haben wir dann also zusammen eine Pause gemacht und ein wenig erzählt. Am Ende wurden Telefonnummern ausgetauscht, damit ich mich melden kann, wenn ich in einigen Wochen durch Linz komme. Das ist seine Heimat. Ich sag ja immer, die Welt ist ein Dorf :-)
Mit einem netten Gruß und "vielleicht sehen wir uns später in Schaffhausen nochmal" sind wir wieder gestartet. Ich habe ihn dann schnell aus den Augen verloren. E-Bike ist halt einfach schneller...
Das nächste Highlight kam schnell, das ehemalige Kloster St. Katharinental bei Diessenhofen. Die beeindruckende Klosterkirche ist wunderschönster süddeutscher Barock. Ihr Highlight ist die Orgel aus der Erbauerzeit des Klosters 1732-1734.
Heute ist in den Räumlichkeiten der Klosteranlage eine Rehaklinik untergebracht.
Am Rheinufer ist auch ein Cafe. Wenn ich nicht kurz vorher schon am Gasthaus Schupfen eine Pause gemacht hätte, wäre dies definitiv mein Platz gewesen.
Danach kam ein Waldstück, das als Naturschutzgebiet ausgewiesen und mit Erklärtafeln beschildert ist. Ich sage nur "Hach..."....
Das "Waldreservat Schaaren" ist eines der größten und vielfältigsten in der Schweiz.
Der Waldweg durch den sonnigen und sehr lauschigen Wald war wunderschön. Dann wars jedoch plötzlich vorbei mit dem "lauschig", denn ich stand inmitten eines unfassbar lauten Frosch- und Krötenkonzertes.
Ich war völlig fasziniert und habe gleich mal das Handy gezückt, um das aufzunehmen.
Glaubt mir ja sonst keiner...
Das Video findet Ihr auf meinem Instagram Account bei den Reels.
Hört Euch das mal an.
Ich bin dann neugierig ein paar Schritte näher an den Tümpel ran, aus dem dieser Lärm kam, aber als ich näher ans Wasser kam, war plötzlich Totenstille.
Ohne das Konzert wäre man dort einfach vorbeigeradelt.
Dann erreicht man langsam das Stadtgebiet von Schaffhausen. Ich bin weiter der Beschilderung gefolgt. Ab der alten Rheinbrücke bei Flurlingen geht es dann noch 2 km weiter am Wasser entlang Richtung Rheinfall. Der Rhein wird langsam wilder, und der grob geschotterte Radweg führt schließlich hinauf zum Schloss Laufen.
(Die letzten hundert Meter sind knackig steil)
Achtung - Der größte Wasserfall Europas ist natürlich ein Touristen Hotspot.
Der Weg zur finalen Aussicht auf den Rheinfall endet (natürlich) nur gegen Eintrittsgebühr
an einem Drehgitter. Da ich den Rheinfall früher schon gesehen habe und der Himmel immer dunkler wurde, habe ich mich lieber gleich wieder auf den Weg gemacht.
Ihr habt aber zwei Alternativen: Entweder fahrt Ihr über die alte Rheinbrücke und dann links "untenrum" bis zum Rheinfall, oder Ihr fahrt hinauf nach Schloss Laufen und ab dort in einer Schleife über Dachsen, die Klosterkirche Rheinau, Altenburg und Nohl wieder zum Rheinfall und nach Schaffhausen zurück.
Für mich ging es zurück zur Rheinbrücke, wo ich dann zum ersten Mal auf die andere Rheinseite gewechselt habe.
Da ich noch 15 km bis zum Tagesziel vor mir hatte, war ich ein wenig in Eile, um dem nahenden Unwetter zu entgehen. Man folgt einfach dem gut beschilderten Radweg am Wasser entlang Richtung Stein am Rhein.
Mein Tagesziel war das Hotel Rheingold in Gailingen. Mit dicken Regenwolken im Nacken entwickelt man eine ziemliche Energie. Also war ich dann flott unterwegs. Highlight nach diesen letzten Kilometern war definitiv die überdachte Holzbrücke über den Rhein, die Gailingen und Diessenhofen verbindet.
Die Brücke wurde erstmals 1292 erwähnt und im heute sichtbaren Zustand zwischen
1814-1816 gebaut. Sie ist einspurig befahrbar. Ein Grenzhäuschen zeugt vom früheren Grenzverkehr. Schaut Euch auch unbedingt die schöne Altstadt von Diessenhofen an.
Zwischen der tollen Brücke und meinem Hotel lag dann nur noch der allerletzte Kilometer.
Der hat es allerdings in sich, denn die Strasse führt steil bergauf. Das wusste ich vorher nicht. Gailingen liegt oben auf dem Berg. Also Endspurt bergauf, mit 10 km Akku Rest kam ich schließlich gleichzeitig mit den ersten Regentropfen am Hotel an. Das folgende Unwetter war heftig, aber ich konnte es ganz entspannt von drinnen verfolgen.
Das Hotel hat einen geräumigen Fahhradkäfig im Hof, in dem ihr auch Steckdosen findet.
Es gibt auch ein Restaurant im Haus. Mein Zimmer war eher spartanisch. Falls Ihr abends im Bett gerne noch was nascht, besorgt Euch lieber vorher etwas, denn außer einem Mini Tütchen Gummibärchen gibt es nichts im Zimmer. Eine Flasche Wasser ist doch inzwischen eigentlich Standard, sollte man meinen?
Aber egal. Hotel und Zimmer tun was sie sollen, die Mitarbeiterinnen sind nett, und der Preis ist auch ok.

TAG 2
Das Haus war hellhörig, die Nacht unruhig und ich sehr früh wach. Nach einem schnellen Mini Frühstück habe ich VICTORIA wieder aus ihrem Käfig befreit und war um halb zehn wieder im Sattel.
Nach dem nächtlichen Regen war die Luft klar, die Wolken lösten sich auf und die Sonne kam schon raus.
T-Shirt Wetter :-)
Mit Schwung ging es wieder runter an den Rhein, zur Holzbrücke, die im Sonnenschein auf den Fotos noch besser aussah als am Abend vorher.
Der Radweg führt noch eine Weile am Wasser entlang, dann geht es durch die Felder etwas bergauf Richtung Wald. Und dann kamen wieder gleich mehrere "Hach..."Momente.
Morgens um zehn im Wald. Die Vögel zwitschern, die Sonne bringt das frische Grün der Bäume zum leuchten. Der Weg ist gut zu fahren, einfach herrlich. Es geht wieder leicht bergab, der Weg schlängelt um ein paar Kurven, dann rollt man aus dem Wald heraus ins helle Sonnenlicht und hat eine wunderbare Aussicht übers Land. Wow.
Ich sehe und staune, bin wunderbar glücklich über gelb leuchtende Rapsfelder, blühende Bäume, Schattenspiele, Salatfelder, die Weite und die Einsamkeit, die nur vom gelben Postauto und zwei anderen Radlern kurz unterbrochen wird.
Gemütlich rolle ich Richtung Stein am Rhein.
Erstes Ziel: Endlich einen leckeren Cappuccino trinken. Bevor ich den allerdings in den Händen halten darf, schenkt das Schicksal mir noch eine weitere Gelegenheit für schöne Fotos.
Die Steiner Liliput Bahn feiert "Tag der offenen Tür." Zu dieser Gelegenheit hat man die kleinen Schätzchen aus dem Lokschuppen herausgeholt.
Die kleinen Züge und vor allem die Lokomotiven sind sehr fotogen, und falls ihr Lukas,
den Lokomotivführer einmal persönlich treffen wollt, wendet Euch an die Eisenbahnfreunde dort. Ich hab ihn jedenfalls gesehen und sofort erkannt ;-)
Mir ging spontan die Frage durch den Kopf, ob der Mann wohl die Inspiration für den grossartigen Schriftsteller Michael Ende war ;-)
Lukas und seine Hobby Eisenbahnerfreunde hatten jedenfalls sichtlich viel Freude, genau wie die anwesenden Kinder und ich. "Mir fahret zum Bahnhöfli..."
Die Schweizer haben eine entzückende Sprache, finde ich. Brötli, Schiffsländi, Bahnhöfli, Badi und andere Orte oder Dinge enden gerne auf i und werden damit gleich spontan sympathisch.
Nach dem unerwarteten Eisenbahnverkehr ging es dann auf der kleinen Uferpromenade am Bahnhöfli vorbei, weiter zum Cappuccino in die Cafe Bar "Uferlos" direkt an der Schifflände. Ihr könnt was leckeres genießen, Leute und Schiffe gucken und dann die wirklich sehr sehenswerte Altstadt anschauen.
Da ist es sehr voll, aber für die vielen bunten Fresken an den Häusern sollte man sich wirklich etwas Zeit nehmen.
Ich war wirklich fasziniert. Das Stadttor sieht übrigens dem in Diessenhofen sehr ähnlich.
Stein gehört zu den am besten erhaltenen mittelalterlichen Städten in der Schweiz.
Nach diesem "es gab so wahnsinnig viel zu sehen" Stop ging es dann weiter.
Der Radweg schlängelt sich auf und ab am Rheinsee entlang, weiter Richtung Radolfzelll.
Bald musste ich schon wieder stoppen. In Wangen am See steht ein rekonstruiertes Pfahlbauhaus am Ufer. Also, VICTORIA parken und Bilder machen. Die schöne Kulisse,
dazu Boote, die unter blauem Wölkchenhimmel im Wasser schaukeln. Was will man mehr.
Ein Eis vielleicht....
Es kam aber noch besser. Aufpassen - nach Gaienhofen gibt es wieder eine doppelte Wegführung. Der Weg nach Radolfzell wird in zwei Richtungen angezeigt. Nehmt unbedingt den rechten Weg, der weiter am See entlang nach Iznang weist. Dann kommt ihr zur Höri Halbinsel.
Der Radweg dort durchs Naturschutzgebiet ist ein Traum, ich war schockverliebt.
Schaut Euch die Bilder an, geht es noch besser? Man kommt auch am Anlegesteg Iznang vorbei.
Dann geht es in einem großen Bogen Richtung Radolfzell, am Ende paralell zur Strasse.
Meine erste Futterpause seit dem Start am Morgen war dann gleich das Bistro am Bootshaus. Man sitzt am Seeufer, das passt schon mal. Es gibt einfach kleine Gerichte,
der Service ist flott und freundlich, da macht man nichts falsch.
Radolfzell hat natürlich auch eine schöne Altstadt. Klar. Welcher Ort am See hat das nicht...
Da sollte man auch etwas die Zeit genießen, denn die restlichen 20 km Strecke bis Konstanz waren dann etwas langweilig. Der Radweg läuft oft parallel mit der Strasse.
Ich hatte das Gefühl, es zieht sich arg.
Schließlich erreicht man wieder Konstanz, und rollt über die erstklassige Fahrradbrücke zurück zum Hafen.
Komoot Link zu Tag 1 Konstanz - Schaffhausen - Gailingen
Komoot Link zu Tag 2 Gailingen - Konstanz
FAZIT: Diese Tour ist wirklich sehr schön zu fahren und auch nicht zu anstrengend. Landschaftlich ein echter Genuss, ein Highlight folgt dem nächsten.
Die kleinen und größeren Orte auf dem Weg lohnen einen Besuch.
Ich würde unbedingt versuchen, nicht am Wochenende zu fahren. Konstanz war Samstags extrem voll, besonders schlimm war es am Hafen. Man kam kaum noch durch. Auch die Zahl der Radler hat sehr zugenommen, was nicht immer konfliktfrei war.
Der Mai war ein schöner Monat für diese Tour.
Alle Bilder sind von mir mit iPhone aufgenommen worden. Weitere Verwendung nur nach Absprache.
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